Donnerstag, 10. Dezember 2009

Stimmen zur gestrigen Podiumsdiskussion mit der Unileitung

Ein Bericht unsererseits über die gestrige Podiumsdiskussion wird noch kommen, genug Interessantes ist ans Licht gekommen...

Eine Videoaufnahme von der Podiumsdiskussion, zumindest die erste Stunde wird noch heute nacht auf youtube erscheinen. Weitere Aufnahmen kommen hoffentlich in ein paar Tagen.

OTZ und TLZ schreiben nichts.

JenaTV sendete heute abend 18 Uhr darüber. Jeder Mensch, der dabei war, wird sagen, dass dieser Bericht (wie beim Sender üblich) mehr als verkürzt war. Von den Streikenden erfährt man quasi nichts über die vielen gesagten Inhalte, Kritikpunkte und Ideen. Stattdessen werden in eigenen Worten die langen inhaltsleeren Ausschweifungen der 'Amtsschimmel' so zusammengefasst, dass die 'Entscheider' wohlwollend, pflichtbewusst und vernünftig erscheinen und doch schon so viel machen, während die BesetzerInnen ja nur den Lehrbetrieb störten.

So schlechten Journalismus traut man sich kaum hierein zu stellen, dennoch:





Campus TV
kommt auch noch mit einem Bericht.


Hier mal zwei Artikel: von den Frei(t)räumern und von jenanews.de




Der Artikel von den Frei(t)räumern:


Grinseköpfe und Arschkriecher
9. Dezember 2009
in Allgemein

Heute Mittag fand im Döbereiner Hörsaal eine Podiumsdiskussion mit Vertretern der UniBesetzerInnen, Vertretern der Unileitung (Rektor und Prorektor), Stura, FSR-Vertreter und dem Staatssekretär Thomas Deufel statt. Anlass war die weiterhin bestehende Besetzung und die Forderungen der Bildungsstreikenden. Es beteiligten sich etwa 100 bis 150 Menschen an der Diskussion.

Unileitung und Staatssekretär glänzten darin, jegliche Verantwortung für die verpfuschte Lage abzustreiten. So behauptete Rektor Dicke unter anderem, er habe keine Rolle bei der Umsetzung gespielt. Da stellt sich die Frage was er dann in seiner Zeit bei Bertelsmann und in der HRK gemacht hat. Auch wurde ein gesamtgesellschaftlicher Zusammenhang der Bildungsmisere durch Staatssekretär, Unileitung und FSR-Vertreter immer wieder negiert. In Sachen Beschäftigungsverhältnisse und Ökonomisierung von Bildung scheint die Unileitung ebenfalls ein mehr als merkwürdiges Bild zu haben. So wurde die Kritik an prekären Beschäftigungsverhältnissen (aufbauend auf dem jw Artikel) strikt zurückgewiesen, mit der Behauptung, es gäbe angeblich neueste Beschlüsse dazu. Zum Thema Ökonomisierung und der damit einhergehenden Kritik am Unirat behauptete Dicke, Wirtschaftsvertreter hätten an der Uni keinen Einfluss. Sie würden lediglich für die „kaufmännische Umstrukturierung der Verwaltungsbücher sorgen“. Auch in der Einwerbung von Drittmitteln für „Spitzenforschung“ (also nicht etwa Lehre) sieht Dicke kein Problem. Das diese Drittmittel fast ausschließlich aus der Wirtschaft kommen ist für ihn scheinbar irrelevant.
Weiterhin wurde seitens der Unileitung und des Staatssekretärs immer wieder auf die Geldknappheit hingewiesen, die ja jetzt ohne Verwaltungskostenbeitrag noch schlimmer würde. Dabei wurde auf die Uni Bamberg verwiesen, die ja 20 Millionen(!) Euro mehr hätte, weil sie Studiengebühren erhebt. Sollte das etwa der indirekte Aufruf sein Studiengebühren auch in Thüringen einzuführen? Was Besseres fällt der Unileitung und dem Land wohl nicht ein?

Deufel betonte dann noch, wie toll es sei, dass durch den Bolognaprozes immer mehr Abiturienten studieren. Nur leider vergaß er dabei völlig den fehlenden Wohnraum und die überlasteten Unis. Auch das fehlende Lehrpersonal tauchte in seiner Rede nicht auf. Weiterhin schob er den Anstieg der Studentenzahlen auf den Bolognaprozess. Damit konstatierte er der Bundesregierung außerdem indirekt ein Versagen auf voller Linie. Es musste wohl erst die EU kommen, um die verpfuschte Bildungspolitik zu „korrigieren“ (in wessen Sinn steht auf einem anderen Blatt). Auch behauptete er, wer Bachelor und Master studiert hätte sogar ein Semester mehr als ehemalige Magister-Studierende zur Verfügung. Nur vergisst er dabei, dass der Großteil der Bachelorabsolventen wohl nie ein Masterstudium antreten wird, da weder die Kapazitäten noch die Konsekutivität gegeben ist.

Die Forderung nach mehr Demokratie an den Hochschulen wurde mit Verweis auf die bestehenden Gremien und den ominösen „Bolognatag“ abgetan. Das die bestehenden Gremien zu weiten Teil nicht weisungsberechtigt sind und zudem relativ intransparent arbeiten, scheint der Unileitung entweder nicht bekannt zu sein oder sie sieht darin keinen Grund zur Änderung.

Den auf dem Podium vertretenen BesetzernInnen ist an dieser Stelle kein Vorwurf zu machen. Zwar hatte es im Vorfeld der Diskussion eine Spaltung innerhalb der BesetzerInnen gegeben, so dass einige nur ein schriftliches Statement rumreichten und sich nicht an der Diskussion beteiligten. Grund dafür war, dass die Diskussion nicht unter den gestellten Bedingungen stattfand und dass Dicke (richtigerweise) als illegitimer Ansprechpartner agiert.

Zusammenfassend lässt sich die gesamte Veranstaltung als Farce beschreiben. Die Vertreter der Unileitung und Deufel ergingen sich in Selbstbeweihräucherung, während sie kritische Fragen mit Verweis auf die fehlende Zeit abwürgten oder leere Worthülsen in den Raum warfen. Der Vertreter der Fachschaften übte sich fleißig im Arschkriechen und forderte beispielsweise auf dem institutionellen Weg mit der Uni zusammenzuarbeiten. Außerdem sollten Lösungen nach seiner Aussage schnell und „effizient“ gefunden werden. Des weiteren stellte er die Fachschaftsräte indirekt als einzige legitime Vertretung der Studierenden dar, als könnten sich Studierende nicht selbst organisieren, artikulieren und zu Lösungen kommen.
Die Verweise der BesetzerInnen, dass die Forderungen basisdemokratisch und nicht von oben herab umgesetzt werden müssten, wurden damit abgetan, dass Demokratie und Entscheidungsfindung nun mal in (intransparenten) Gremien stattfindet.

Die Podiumsdiskussion hat ein weiteres Mal gezeigt, dass die Unileitung nicht bereit ist, in direkter, basisdemokratischer Weise mit engagierten Studierenden zusammenzuarbeiten. Stattdessen sollen Probleme wie gehabt in Gremien, die letztendlich nur Empfehlungen aussprechen, totzuquatschen.

Für eine basisdemoratische Umstrukturierung aller Bildungseinrichtungen!
Nie wieder Unirat! Nie wieder Rektor!


Hier der Artikel von jenanews.de

Bildungsstreik: Viel Gesprächsbedarf
Donnerstag, 10. Dezember 2009 um 00:01

In Jena haben sich am Mittwochmittag erstmals verschiedene Studierendenvertreter und Vertreter der Universität sowie der Politik in einer öffentlichen Podiumsdiskussion geäußert.

Eine Auseinandersetzung hat kaum stattgefunden. Die Beteiligten haben stattdessen den Schwarzen Peter herumgereicht und die Schuld von sich gewiesen. Der Beginn der Veranstaltung weckte Hoffnungen auf einen regen Austausch. Die sieben Redner nahmen, entgegen ihrer Position in der Sache, nicht auf einer bestimmten Seite des Podiums Platz, sondern saßen gemischt durcheinander. So wagte sich Professor Kurt-Dieter Koschmieder, Prorektor für Lehre und Struktur an der Universität, zwischen die Protestierende Kirsten Limbecker und das Stura-Mitglied Jörg Hänold.

Schnell zeigte sich jedoch, dass die Beteiligten kaum miteinander sprachen. Argumente wurden vorgetragen, um im nächsten Moment gleich wieder von der Gegenseite mit einem „Aber“ abgeschmettert zu werden.

Die zwei Studierenden aus dem Kreis der Hörsaalbesetzer bemängelten den gesamten Bologna-Prozess. „Das Ideal einer funktionierenden Bologna-Reform ist eine Seifenblase“, sagte der Protestierende Tobias. Ein Bachelorstudium gebe keinen Freiraum für individuelle Gestaltung und setze die Studenten unter enormen Leistungsdruck. Der neue Wissenschaftsstaatssekretär und ehemaliger Jenaer Professor Thomas Deufel (SPD) gab zu, dass Veränderungen nötig seien. Er verwies auf die ersten bildungspolitischen Maßnahmen der Regierung: Die Verwaltungsgebühr ist seit Dienstag abgeschafft, und ein Erststudium bleibt in Thüringen gebührenfrei. Universitätsrektor Professor Klaus Dicke konnte dem kaum etwas hinzufügen. Er betonte jedoch immer wieder, dass bei der Umsetzung der Bologna-Reform immer studentische Vertreter beteiligt waren. „Diese sind auch heute noch in der Universitätspolitik eingebunden“, sagte er.

Das Stichwort der Mitbestimmung an Hochschulen griffen die studentischen Redner gern auf. Sie sehen zwar durchaus eine studentische Partizipation, doch ohne echte Mitbestimmung. „In den Gremien haben Studenten weder ein Stimm- noch ein Vetorecht“, kritisierte Tobias und seine Mitstreiterin Kirsten fügte hinzu: „Die Universität wird nur noch von ökonomischen Interessen bestimmt.“ Rektor Dicke wies diesen Vorwurf zurück.

Prorektor Koschmieder gab zu, dass es „erhebliche Defizite“ beim Bologna-Prozess gebe. Universität und Studenten haben bei der Umsetzung der Reform nicht gewusst, was Bologna tatsächlich bedeutet. Er forderte darüber hinaus die Regierung indirekt auf, den Universitäten mehr Geld zur Verfügung zu stellen. „In Bayern hat eine Universität durch die Studiengebühren 20 Millionen Euro mehr im Jahr zur Verfügung als wir. Das muss die Regierung ausgleichen.“

Matthias Haberland, ein Vertreter aller Fachschaftsräte an der FSU Jena, mahnte an, nicht zu lange über die Probleme zu sprechen, sondern schnell zu handeln. „Viele Studenten hängen beispielsweise derzeit rechtlich in der Luft, weil es für einige Studiengänge noch keine rechtskräftige Prüfungsordnung gibt“, sagte er.

Gemeinsame Ziele konnten bei der Podiumsdiskussion nicht herausgearbeitet werden. Für einen unbeteiligten Zuhörer blieb bisweilen unklar, welchen Argumenten er Glauben schenken darf. Es soll jedoch weiter diskutiert werden. Professor Dicke begrüßte den Vorschlag der Protestierenden, einen Runden Tisch einzuführen. Genügend Gesprächsstoff ist jedenfalls vorhanden.

Text: Ina Schwanse


Wie gesagt, von uns kommt auch noch etwas...

3 Kommentare:

  1. Ich fand den Beitrag von jena.tv eigentlich echt in Ordnung.

    Martin Schnabel hätte aber echt etwas mehr prinzipiell sprechen können und wie es im Prinzip aussieht - insbesondere im Hinblick auf Studierende, die ungern Studieren und Studierende und StudierendInnen, welche gerne auch mal eine freie HörsälIn (bsp. HS 4) mit Ihrer Anwesenheit beglücken und beglückInnen würde.

    In diesem Sinne, liebe Streikendinnen und Streikende:

    Mehr brutto von Netto (und natürlich NettoIN)

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  2. Muss kacken.

    Bin ich dann eigentlich ein Kackender oder politisch noch korrekter eine KackerIn?

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  3. schön ware ja, wenn man diese Kommentare dazu nutzt, inhaltlich zu diskutieren, kommentieren, kritisieren...dankeschön

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