Dienstag, 1. Dezember 2009

Das sollte wohl so nicht raus kommen!

Hier sind ein paar Mails zitiert (Quelle: anonym), die unter Lehrenden einer Fakultät verschickt wurden.

Inhalt: das Verhalten der Lehrenden am Streiktag und mit der Hörsaalbesetzung.

Die Mails sollen über die Anweisungen und Empfehlungen des Rektors Klaus Dicke informieren.

"Sehr geehrte Professorinnen und Professoren der XXX,

am Donnerstag, 26.11.09 wurde kurzfristig vom Rektor eine Beratung
einberufen, zu der von jeder Fakultät ein Vertreter gebeten wurde. Seitens
der XXX nahm XXX teil. Über den Inhalt der Beratung möchten
wir Sie (mit Einverständnis von XXX) an Hand der unten
angefügten e-mail informieren.

Mit freundlichen Grüßen

YYY"

angehängt:

"Lieber Herr Dr. XXX, lieber Herr Dekan,

der Rektor wollte alle Fakultäten über das informieren, was Sie meinem
Schreiben unten an die Abteilungen der Psychologie entnehmen können. Ferner
werden

- alle Direktor/innen gebeten, das Gespräch mit den Fachschaften zu suchen. Ziel ist es, offene Ohren zu signalisieren und im Dialog wg. der Verbesserung der Studienbedingungen zu bleiben.

- die Dekanate gebeten, darauf zu achten, dass alle studentischen Mitglieder der Fakultätsräte immer alle Informationen erhalten, die sie benötigen, und dafür zu sorgen, dass öffentliche Protokolle auch öffentlich zugänglich sind. (Hier hat es zT Beschwerden der Studierenden gegeben, sie würden übergangen.)

- die Dekane gebeten, das Gespräch mit den stud. Vertreter/innen im Fakultätsrat zu suchen.

Bei diesen Maßnahmen, wie auch im Umgang mit der Hörsaalbesetzung, geht es darum, keinen Anlass für eine größere Mobilisierung der Studierendenschaft zu liefern.

LG, XXX"


Aus einer weiteren Mail:

"Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich komme gerade aus einer spontan einberufenen Sitzung des Rektors. Anlass war ein Aufruf der streikenden Studierenden zu einem Aktionstag am kommenden Mittwoch, an dem keine Lehrveranstaltungen und Prüfungen stattfinden sollen. Die Verhaltenshinweise aus dem Rektorat sind wie folgt:

Alle Dozierenden haben die Pflicht, ihre Lehrveranstaltungen durchzuführen.
(Der Aufruf zu streiken richtet sich auch an Dozent_innen.)

Insgesamt soll aber sensibel gehandelt werden. Wenn Veranstaltungen durch Streikende gestört werden, bitte flexibel mit der Situation umgehen. Evtl. empfiehlt es sich, die Streikenden ihre Forderungen vortragen zu lassen, möglicherweise ist es (danach?) sinnvoll, sie darauf hinzuweisen, dass die Dozierenden Hausrecht besitzen und sie jetzt gehen sollen.

Ich rate eher davon ab, auf die Möglichkeit hinzuweisen, die Polizei hinzuzuziehen und die Störung zur Anzeige zu bringen. Mir scheint es im Zweifelsfalle eine bessere Deeskalationsstrategie zu sein, gegebenenfalls auch mal eine Veranstaltung unterbrechen zu lassen.

Alle sollen überlegen, ob sie am Mittwoch sensible Veranstaltungen haben (i.e.: welche, die sich werbewirksam stören lassen). Bei Prüfungen (das ist ja bei uns eher unwahrscheinlich) könnte auch nach Informierung der Anwesenden von Innen abgeschlossen werden.

Wenn man mitbekommt, dass Aktionen stattfinden, bitte der Uni-Leitung melden. Evtl. wird dort auch eine Streik-Hotline eingerichtet.


Bitte informiert alle Lehrenden in Euren Abteilungen."

Wenn das mal nicht eindeutig ist. Ich frage mich, warum der Rektor Dicke so gegen eine Mobilisierung ist, schließlich kämpfen wir hier für die Universität, an deren Spitze er steht, und für die Wissenschaft.

So wie es aussieht, haben da viele Leute den Sinn dieses Streiktages noch nicht verstanden. Es geht nicht um stören und um streiken und um blaub machen.

Es geht darum, dass die Diskussionen über die Probleme und Lösungen für unsere Universität und für das Hochschulsystem überhaupt ausgeweitet werden. Es sollen alle von ihren Standpunkten, mit ihren Problemen und Anliegen sich einbringen und auch die Stimme der Lehrenden eingeholt werden können. Es ist der Versuch, eine geschlossene Bewegung der Hochschule zu erreichen, um gegen Politik und Lobbygruppen autonom, wie die Hochschule sein sollte, stehen zu können.

Von daher nochmals die Bitte an alle Dozent_innen: schenkt diesen Tag der Lösung der vielen Bildungs- und Wissenschaftsprobleme. Dies ist wichtiger als eine Veranstaltung, ein credit-point und die Erfüllung eines kurzfristigen Planes und erst recht als die Erfüllung der Anweisungen des Rektors. Wer sind den die Dozierenden, wenn sie sich obrigkeitsgehorsam geben.

Der Rektor kann und darf nicht über das Verhalten der Dozierenden bestimmen. Und die Dozierenden wie auch die Studierenden haben einen eigenen Kopf zum Denken.

13 Kommentare:

  1. Wo habt ihr diese Mails her?
    Warum lasst ihr die Mails nicht erstmal unkommentiert stehen?
    Warum bekommen wir nicht die vollständigen Texte zu lesen?

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  2. wo die Mails herkommen, egal.
    Wir haben en Post nochmal überarbeitet und die Kommentierungen ans Ende gestellt und die Mails vollständig und anonymisiert reingestellt.
    Diese Infos sind an alle Lehrenden gegangen, nun ist es an uns, die Studierenden darüber zu informieren.

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  3. Danke euch! Nun kann ich mehr damit anfangen.

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  4. Vielleicht kann ja jemand einen netten Brief an die DozentInnen verfassen, die per Mail versandt werden.
    Ziel: nochmal klar zu machen, worum es bei diesem Tag morgen geht und die Ansichten des Rektors sowohl richtig stellt, als auch die Anweisungen von ihm an alle Lehrenden als illegitim und kontraproduktiv darstellt. Denn morgen soll es eben auch um die Interessen der Dozierenden gehen.

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  5. Warum der Rektor gegen die mobilisierung ist? Was ist das denn für eine blödsinnige Frage? Er ist der Rektor! Natürlich hat der kein Bock drauf, dass sich Dozenten und Studierende solidarisieren. DAs wird ihn schließlich (hoffentlich) über kurz oder lang seinen Posten kosten.
    Das die Streiker dann als Chaoten, den es nur ums Stören geht, dargestellt werden ist doch logisch. Was habt ihr denn erwartet. Das der Rektor sich dem Aufruf anschließt und die Leute selber zum streiken aufruft?

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  6. Was wir von Rektor Dicke erwartet haben, na genau so ein Verhalten. Aber dennoch ist es doch widersinnig eine wie auch immer geartete Bewegung für eine bessere Hochschule von dessen Leitung bekämpft wird.

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  7. man soll so tun als ist man cooperativ aber soll die tür evtl, von innen verschließen. Hoch lebe die DEMOKRATIE

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  8. Trotz meiner Sympathie für die Ziele der "Bewegung" sollten sich alle vollaktiven Streikbeteiligten mal überlegen, warum denn der Rektor, Hochschulleitung, Dozenten, denn Sinn des Streiktages nicht verstanden haben!
    Bitte aufgeschlossen bleiben, Annäherungsversuche wahrnehmen und vor allem, allen Dozenten die Lehren wollen und allen Studenten die studieren wollen, diese Rechte zugestehen.

    Solidarische Grüße

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  9. Hmm Aufgeschlossen zeigen funktioniert nicht so ganz. Die Uni Leitung weigert sich mit uns eine Podiumsdiskussion durchzuführen und versucht uns zu erpressen in dem Gespräche nur stattfinden dürfen wenn wir die Uni räumen. Ich finde das zeigt mit welcher Taktik gearbeitet wird. Der Uni ist der Diskurs scheinbar egal und Kooperationsbereitschaft wird nur vor Pressevertretern angezeigt.

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  10. Das Schimpfen auf den Rektor kann ich nicht wirklich verstehen. Natürlich hat er als Rektor ein institutionelles Interesse an einem „normalen Ablauf“ der universitären Lehrveranstaltungen auch am Mittwoch. Im gesamten Uni-Reform-Diskurs der letzten Jahre schien er mir zudem eine recht mahnende und zurückhaltende Stimme in der deutschen Uni-Rektoren-Landschaft gewesen zu sein. Also mal klar machen welche „falschen“ Entscheidungen der Herr Dicke im Reformprozess wirklich gemacht hat. Die Veröffentlichung dieser E-Mails hilft da nicht wirklich weiter.
    Außerdem – wenn ich es richtig verstanden habe – kämpft doch auch ihr für eine Demokratisierung an den Hochschulen. Demokratie bedeutet dann auch das Aushalten anderer Meinungen und Standpunkte. Also eher den Diskurs suchen als zu diffamieren.

    Und nun zum Streiktag: Auch ich als durchaus solidarisch zugeneigter Student habe mit diesem Tag so meine Schwierigkeiten. Die Alternativ-Uni finde ich super. Aber nicht an einem Tag und gegen die Normal-Uni. Solche Veranstaltungen hätten nun schon über Wochen in den Abendstunden für jedermann/frau angeboten werden können. Uni von Interessierten für Interessierte ist auf jeden Fall ein gute Sache und sollte auch in der Universität seinen Platz haben. Dafür lohnt es sich allemal zu kämpfen, Räume und Infrastruktur werden natürlich benötigt und sollten in einer Bildungsinstitution wie der Uni auch selbstverständlich zur Verfügung gestellt werden. Hier ist sicherlich von Seite der Universität dringender Handlungsbedarf.
    Doch schaut Euch doch bitte mal die Veranstaltungen an, welche von Euch dann heute angeboten werden. Einige “kritische SoziologInnen“, einige Marxfreunde oder auch kulturkritische AntikapitalistInnen werden ihre Freude haben. Doch – nur mal nach den Veranstaltungstiteln gemutmaßt – ist es doch vor allem Ideologiekunde! Da bietet je der reguläre Stundenplan jedes Studenten mehr Vielfalt. Letztlich scheint das gesamte Seminarangebot doch dem Motto zu folgen „gebt den Unterdrückten ihre Stimme zurück!“. Und die „Unterdrückten“ werden nun überall im kapitalistischen System ausgemacht. Wo bleiben denn da die konkreten Inhalte bezüglich des Anliegen der Studentenproteste: Bildung im gesellschaftlichen Reproduktionsprozess, Freiheit der institutionalisierten Bildung, Demokratie in Uni und Gesellschaft??? Ich scheine am Mittwoch in der alternativen Uni zwar viel über die „Ausgeschlossenen“ oder die „Klassenreproduktion im Bildungssystem“ erfahren zu können, aber über Freiheit in und mit Bildung oder eine alternative Institutionalisierung staatlicher Bildung herzlich wenig. Ich frage mich dann schon warum ich mich an diesem Streiktag beteiligen soll. Wenn ich eine gesellschaftliche Totalkritik auf der Grundlage irgendwelcher Klassentheorien entwickeln möchte kann ich entweder in die einschlägigen Soziologieseminare gehen oder mich mit gleichgesinnten FreundInnen treffen und einen intellektuellen Lese- und Diskussionskreis anbieten, aber den jetzigen Bildungsstreik als Plattform dafür zu nutzen halte ich sowohl für kontraproduktiv als auch für in der Sache verfehlt.
    Ein solcher Tag hätte viel Gelegenheit geboten, mit vielen – unterschiedlichen – Studierenden mal über die Zukunft der Bildung, deren staatlicher Institutionalisierung sowie deren gesellschaftliche Bedeutung zu diskutieren, doch in einem von vornherein so eingeschränkten Angebot an Seminaren werden wohl doch nur wieder die Menschen kommen und sich beteiligen die sich von den Schlagworten Klasse, soziale Ungleichheit oder prekär Beschäftigten ansprechen lassen.

    Ich wünsche Euch trotzdem viel Erfolg und hoffe am Ende dieses Tages wird es zahlreiche und kontroverse Debatten um und über das Thema Bildung gegeben haben.
    So engagierte Studierende wie euch kann sich in jedem Fall jede Uni nur wünschen.

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  11. Ich schließe mich meiner/m Vorredner/in in allen Punkten an - abgesehen vielleicht von der Sicht auf Herrn Dicke. Ich habe ihn bisher auch als zwar recht vernünftigen und rationalen, aber andererseits auch eingerosteten, konservativen und von Studies mit eigener Meinung entweder genervten oder unverständlichen Herrn kennengelernt.. Seine Reaktion ist also typisch und gewissermaßen nachvollziehbar.. im rechten Licht betrachtet aber nichts anderes als skandalös..
    Was ich noch sagen wollte: ich fand euren Kommentar zu den E-Mails super. Ungewohnt vernünftig und weniger Hetzschrift-artig als so manche andere Veröffentlichung. Diese Erklärung, die auch den ganzen Streik sehr schön charakterisiert (so kommt er nämlich manchmal nicht an nach außen.. wenn ich etwas streik nenne dann suggeriert das nun einmal, dass ich gegen meine Vorgesetzten kämpfen möchte..) sollte wirklich versucht werden, an alle DozentInnen und vor allem die Unileitung kommuniziert werden!

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  12. Zum Rektor: Er hat zu den Studierenden im Sommer gesagt, dass Gebühren nicht gut sind, befürwortet jedoch im Rahmen der Hochschulrektorenkonferenz die Gebührenautonomie der Hochschulen. Er hat sich quasi auch für einen sechs-semestrigen Bachelor eingesetzt, indem auch er als Teil des Rektoriats den Fakultätsräten eine Musterstudienordnung ausgehändigt hat (gut, auch das zu unkrtische Umsetzen dessen ist problematisch). Er hat auch den Polizeieinsatz am Demotag anordnen lassen, obwohl es weder Gewalt gegen die Uni noch gegen Menschen gegeben hätte, höchstens eine Unterbrechung seiner Arbeit und den Zwang uns zuzuhören.

    Wegen dem Streiktag. Richtig das Themenspektrum der alternativen Veranstaltungen ist nicht breit und vielleicht nicht ganz passend zu dieser Woche, das sehe ich selbst ähnlich. Dazu kann ich nur sagen, dass es wenige Leute sind, welche gerade wirklich an dem Bildungsstreik arbeiten. Und ich finde es schade, dass man hier oder auf der Straße sehr viele wirklich gute Meinungen, Ideen und Kritikpunkte erfährt, doch kaum jemand auf die Idee kommt, selbst zum Plenum zu gehen oder selbst etwas anzufangen.

    Zur Erklärung: Der Streiktag hat zum Mittelpunkt nicht diese alternativen Veranstaltungen sondern das Ziel, dass alle im Rahmen ihrer Veranstaltungen oder anderswie in Diskussion geraten. Der Streik ist das Mittel, sich Räume und Zeit zu erkämpfen, die in einer historischen Situation gebraucht wird, die eigene Lage zu diskutieren und Lösungen zu finden.

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  13. ist doch klar wo die mails herkommen. wahrscheinlich hat einfach wieder ein antifa spacki nen email konto gehackt. das ist gängige praxis im rechtfertigungsprozess des sturas und seiner anhänger...

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